Der ständige Drang, sich zu verbessern und beruflich erfolgreicher zu sein. Wo Sicherheitsbedürfnis zu Kontrolle wird und was du dagegen tun kannst.
Eine Coachee berichtet von ihrem unablässigen Drang, sich zu verbessern und beruflich erfolgreicher zu werden. In ihrer Welt scheint es nie zu reichen. Und so rennt sie – durch die Tage, Wochen, Jahre und versucht die Kontrolle zu behalten. All die bunten Leuchtreklamen der anderen im Blick: der Entspannten und Erfolgreichen. Derjenigen, die besser als sie sind und deshalb keine Sorgen haben.
Mir sitzt eine Frau gegenüber, die sich im wahrsten Sinne verrannt hat. Sie möchte gerne wieder Orientierung gewinnen. Sie möchte sich so so gerne einfach ausruhen. Anhalten und auf das Erreichte schauen.
So wie ihr geht es vielen Frauen, die zwar sehen, was sie geschafft haben, aber daraus kein Gefühl der Sicherheit (geschweige denn Stolz) ziehen können. Wie kommt das?
1. Sorge und Existenzängste sind machtvolle Gefühle.
In ihnen lauert der unsicher-ängstliche Blick in die Zukunft. Es ist als würde permanent der Feueralarm plärren, weil es ja mal brennen könnte. Was als kluge Vorsorge und Umsicht neuro-biologisch installiert wurde, hat ein Eigenleben bekommen. Vorsorge kippt in Angst. Es entsteht eine rastlose, angespannte Stress-Situation. Da ist kein Raum für Orientierung. Kein Blick für das Erreichte. Der Körper signalisiert Gefahr im Verzug: Flucht, Verstecken oder Kampf.
2. Toxische Vergleiche bringen dich um den Verstand.
Klar, um Orientierung zu gewinnen schaust du auf dein Navi. Du kalkulierst die Wege rechts und links. Fragst dich, wie machen das andere? Das funktioniert prima bis zu dem Kipppunkt, bei dem du nur noch „die anderen“ siehst und nicht mehr dich selbst mit deinen Stärken, Wünschen und Kompetenzen. Alle anderen erwecken den Anschein, als würden sie die ganze Zeit auf dem Regenbogen tanzen und sich in mit einem automatisierten 10K Monatseinkommen in Dubai sonnen. Dein Gefühl: Ich bin viel zu busy, vielleicht auch nicht so talentiert? Ich muss mich verbessern, mich ranhalten. Stolz? Sicherheit? Fehlanzeige. Je nach Typ packst du ein oder du rennst eben los.
3. Dir kommt es überhaupt nicht in den Sinn innezuhalten.
Diesen Luxus gönnst du dir jedenfalls nicht jetzt. Schließlich hängen so viele Dinge an dir. Menschen verlassen sich auf dich. Du wirst gebraucht. Abgesehen davon, hast du es schon ein paar Mal probiert. Das Ergebnis war die reinste Katastrophe und du konntest danach noch mehr ackern. Nein, du behältst sicherheitshalber den Hut auf – die Kontrolle. Innehalten wäre das Gleiche, wie wenn du nachts beim plärrenden Feuermelder die Batterien entfernst und dich wieder ins Bett legst. Die Frage, ob du stolz bist, stellt sich beim besten Willen nicht. Abgesehen davon gibt es Sicherheit nur dann, wenn du dafür sorgst.
Zurück zum innigsten Wunsch einfach mal auszuruhen. Innezuhalten und sich auch mal stolz auf die Schulter zu klopfen. Ich kenne keine Frau, die diesen Wunsch nicht hätte. Aber jede Frau ist einzigartig und ebenso ihr Lebensskript. Deshalb arbeite ich im Coaching immer höchst individuell.
Wo Sicherheitsbedürfnis zu Kontrolle wird, geht es im Kern um zwei Themen und Stationen:
1. Erlaubnis:
Die ist häufig eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. Mit Erlaubnis meine ich die Instanz, die den inneren Antreibern und dem dominanten Zensor gegenübersteht. Im Coaching erarbeiten wir einen wohltuenden und bewertungsfreien Blick auf die inneren Anteile. Was ist deren Absicht? Was möchten sie „sagen“? Erlaubnis zum Stolz kann auch bedeuten, für dieses Wort einen anderen, persönlichen, Begriff zu finden. Vielleicht bist du schon unangenehm berührt, wenn du dieses Wort liest?
2. Praktische Wege:
Was nützen all die Erkenntnisse, wenn es beim sehnsuchtsvollen Wunsch bleibt? Deshalb gehe ich im Coachingprozess immer in die Frage der praktischen Umsetzung. Dazu gehören organisatorische Aspekte, Absprachen (z.B. mit dem Partner), die klare Kommunikation der eigenen Wünsche. Ohne Vorwurf oder Bewertung. Das ist natürlich höchst individuell. Du triffst Entscheidungen und handelst danach. Schritt für Schritt. In deinem Tempo und auf die Weise, die zu dir passt.
Systemisches Coaching ist Beratung ohne Ratschlag. Deshalb gibt es nicht den EINEN Quick-Fix. Was für dich passt, gilt noch lange nicht für andere. Entscheidend ist, dass du aussteigst aus Ängsten, Unsicherheit und den Aspekten in deinem Leben, die dir nicht dienen.