Die Praxis der Achtsamkeit hat eine lange Geschichte, die tief in den Kulturen und spirituellen Traditionen der Menschheit verwurzelt ist. Beginnend mit den frühen Lehren des Siddhartha Gautama bis hin zu den modernen Ansätzen, wie der Mindfulness-Based Strength Practice (MBSP), haben sich Menschen mit der wertfreien Selbstbeobachtung beschäftigt. Meditation und Kontemplation sind also nicht Neues aus unserer digitalen Welt. Die formelle und informelle Praxis hat sich über Jahrhunderte kontinuierlich weiterentwickelt und an die Bedürfnisse verschiedener Epochen und Gesellschaften angepasst.
Lass uns einen Blick auf diesen spannenden Weg werfen.
Die Ursprünge: Achtsamkeit im alten Indien und Buddhismus
Die Wurzeln der Achtsamkeit reichen weit zurück in die Antike, vor allem in die Zeit um 500 v. Chr. Das war als Siddhartha Gautama, besser bekannt als Buddha, seine Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum erlangte. Seine Lehren bildeten die Grundlage für den Buddhismus. Es entwickelte sich eine Philosophie, die Meditation und Mindfulness als Schlüssel zur Befreiung von Leiden betonte.
In den frühen buddhistischen Schriften, insbesondere den Sutras, wird Achtsamkeit als „Sati“ bezeichnet, was wörtlich übersetzt „Erinnerung“ bedeutet. Dahinter liegt aber eine tiefere Bedeutung: das bewusste Erleben des gegenwärtigen Moments. Für Buddha war die meditative Praxis nicht nur eine Technik, sondern ein Lebensweg, der dazu beitrug, Gedanken, Emotionen und Handlungen in Einklang zu bringen.
Achtsamkeit in anderen Kulturen und Religionen
Doch nicht nur im Buddhismus spielte die Wahrnehmung des Hier und Jetzt eine Rolle. Ähnliche Praktiken findet man auch in anderen alten Kulturen und Religionen. In der hinduistischen Tradition etwa ist die Meditationspraxis ein zentraler Bestandteil des Yoga. Hier geht es um die Verbindung von Körper, Geist und Seele. Auch in der christlichen Mystik und im Sufismus, der spirituellen Praxis im Islam, findet man entsprechende Elemente. Gebet, Meditation und stille Kontemplation spielen auch hier eine wichtige Rolle.
Im antiken Griechenland, insbesondere bei den Stoikern, lässt sich ebenfalls eine Form dieser bewertungsfreien Selbstbeobachtung erkennen. Philosophen wie Epiktet und Seneca betonten die Bedeutung des bewussten Lebens, der Selbstreflexion und der Kontrolle über die eigenen Gedanken. Dies sollte den Weg in ein tugendhaftes und erfülltes Leben ebnen.
Die Verbreitung der Achtsamkeit im Westen
Während der Fokus auf ds Hier und Jetzt in Asien über Jahrhunderte hinweg praktiziert wurde, begann sie erst im 20. Jahrhundert, im Westen an Bedeutung zu gewinnen. Einer der Hauptakteure dieser Bewegung war Jon Kabat-Zinn, der in den 1970er Jahren das „Mindfulness-Based Stress Reduction“ (MBSR) Programm entwickelte. Sein Ansatz basierte auf buddhistischen Meditationspraktiken, wurde jedoch so angepasst, dass er auch für Menschen ohne religiösen Hintergrund zugänglich war.
MBSR machte das Thema erstmals als klinische Methode bekannt, die zur Behandlung von Stress, Angstzuständen und chronischen Schmerzen eingesetzt wurde. Kabat-Zinn definierte Achtsamkeit als „die Aufmerksamkeit, die absichtlich, im gegenwärtigen Moment und ohne Bewertung auf die Erfahrungen des Lebens gerichtet ist“. Diese Definition ist einfach und alltagsnah. Sie verhalf der Praxis zu einem großen Aufschwung.
Moderne Ansätze: Von MBSR zu MBSP
Heute gibt es eine Vielzahl von Programmen, die auf Kabat-Zinns Arbeit aufbauen. Eines der neuesten und wissenschaftlich fundierten Konzepte ist die Mindfulness-Based Strength Practice (MBSP), entwickelt von Ryan M. Niemiec. MBSP kombiniert Achtsamkeit mit den Prinzipien der Positiven Psychologie und konzentriert sich darauf, individuelle Stärken zu identifizieren und für die Mindfulness-Praxis zu nutzen. Gleichzeitig liegt die Betonung darauf, die bewertungsfreie Wahrnehmung zu nutzen, um die eigenen Charakterstärken in optimaler Weise auszuleben.
Während MBSR vor allem auf die Reduktion von Stress und negativen Emotionen abzielt, geht MBSP einen Schritt weiter, indem es die Selbstbeobachtung als Mittel einsetzt, um persönliche Ressourcen und innere Stärke zu fördern. Diese Weiterentwicklung zeigt, dass Achtsamkeit nicht nur ein Werkzeug zur Bewältigung von Schwierigkeiten ist, sondern auch dazu dienen kann, das persönliche Wachstum und Wohlbefinden zu fördern.
Die Bedeutung der Achtsamkeit heute
Mindfulness hat sich über Jahrtausende hinweg von spirituellen Wurzeln zu einem integralen Bestandteil moderner Gesundheits- und Selbsthilfepraktiken entwickelt. In einer Welt, die oft von Hektik, Ablenkung und Stress geprägt ist, bietet die innere Einkehr einen Weg, wieder zu sich selbst zu finden und den Augenblick bewusster zu erleben. Wichtig sind hierbei Neugier und Offenheit, sowie Bewertungsfreiheit.
Obwohl die Praxis tief in den alten Traditionen verankert ist, bleibt sie in ihrer Essenz zeitlos und universell. Achtsamkeit erinnert uns daran, dass das Leben im Hier und Jetzt stattfindet. Es ist ein Weg in die eigene Mitte. Im Auge des Sturms können wir das Potenzial zur Veränderung und zum Wachstum erkennen.
Die Verbreitung und Entwicklung des Mindfulness Based Strengths Practice (MBSP) nimmt nun auch im deutschsprachigen an Fahrt auf. Im kommenden Jahr werde ich die ersten Kurse als zertifizierte MBSP Kursleiterin anbieten. Schon jetzt nutze ich viele Elemente des Ansatzes in meinen Kursen, zum Beispiel dem monatlichen Coffee & Collage oder in Schreibwerkstätten. Hast du Fragen dazu? Ich freue mich über deine Nachricht hier.