Wie oft sagst du spontan “Ja, das mache ich gerne”? Erlaube dir nachzudenken – mit 5 einfachen Fragen, die Klarheit statt ein Automatik-Ja bringen.
„Ja, das mache ich gerne.“ Da war es wieder: Das Automatik-Ja, bevor ich überhaupt darüber nachgedacht hatte.
Es war selbstverständlich für mich, „Ja“ zu sagen. Keine zwei Minuten später war mir klar: Das war nicht ich, die mit vollem Bewusstsein “Ja” geantwortet hatte. Es war mein Automatik-Ja, eine Gewohnheitshandlung. Es hatte mich quasi gesprochen.
Fragst du dich auch, wie du dich selbst bremsen kannst, bevor „es für dich spricht“? Wie kann es gehen, zwischen dem Reiz (der Bitte,der Anfrage) und deiner Reaktion (deinem spontanen „Ja“) eine Pause einzulegen?
Ich kenne die Situation sehr gut. Kein Wunder, dass ich zusage, wenn es darum geht eine Feier mit zu organisieren, ein Überraschungsgeschenk zu besorgen, Verabredungen zu machen. Ein wichtiger Wert ist für mich die Zuverlässigkeit.
Also wäre es für mich ein No-Go, eine Zusage zu machen und dann durch die Hintertür wieder davon abzurücken. Das führt dazu, dass ich mir manchmal viel mehr aufgehalst habe, als ich tragen konnte. Mit vier Kindern und meinen Aktivitäten als Lehrbeauftragte und Coach hatte ich mehr als genug um die Ohren. Ich brauchte unbedingt eine Strategie, um von meinem Automatik-Ja zu allem und jeden abzurücken.
Wie habe ich es also geschafft, vom Automatik-Ja in die Überlegung zu gehen und auch mal ein wohlüberlegtes „Nein“ zu sagen?
Wie gesagt: Zwischen Reiz und Reaktion ist immer ein Zwischenraum. Den zu erkennen und zu nutzen war für mich ein Gamechanger. Deshalb habe ich mir einen Standard-Satz bereitgelegt und immer wieder bewusst geübt: „Ich überlege es mir. Ich möchte darüber nachdenken.“
Damit kannst auch du in jeder Situation die Pause-Taste drücken. Und die kannst du auch für dich nutzen. Gehe gedanklich die folgenden fünf Punkte durch. Das geht mal schneller und mal langsamer. Es lohnt sich aber auf jeden Fall.
Es hat auch nichts mit Zer-Denken zu tun, sondern mit einer Art gedanklich-gefühlten Kontrollschleife, die dir Klarheit verschafft. Damit bist du sowohl bei deinem „Ja“ ehrlich und voll dabei, als auch bei deinem „Nein“ innerlich gefestigt. Du vermeidest ein Automatik-Ja.
1. Mache einen kurzen Werte-Check!
Deine Werte sind wie Leitplanken am Straßenrand. Sie unterstützen dich dabei bei dem zu bleiben, was dir persönlich wichtig und wertvoll ist. Dieser Check-In ist deine erste Messlatte. Wenn du merkst, dass sich die Bitte nicht mit deinen Werten deckt, dann Finger weg und absagen. Beispiel: Du wirst gebeten eine Präsentation gegenzulesen und möchtest aber lieber an deinem Projekt weiterarbeiten. Dann kann das deinen Werten von Selbstbestimmung zuwiderlaufen. Achtung: Interessant wird es, bei Werte-Konflikten.
Sagen wir, du hast außer der Selbstbestimmung auch Kollegialität als wichtigen Wert, dann wird das vermutlich innere Zweifel auslösen. Lies also weiter!
2. Unterscheide zwischen Bitte und der Person!
Hier geht es darum, die Ebenen in der Kommunikation auseinander zu dividieren. Die mitmenschliche Ebene kann manchmal folgendermaßen aussehen: ein „Ja“ zu dir wäre ein „Nein“ zu einer anderen Person – und umgekehrt. Abstrahiere bewusst die Anfrage an dich und hebe sie dadurch auf eine sachliche Ebene. Unterscheide zwischen dem Anliegen an dich und dem Menschen. Damit vermeidest du, dich als „Everybodies Darling“ auf Dinge einzulassen, die dir nichts bringen, außer „Everybodies Depp“ zu sein. Mir hat geholfen, meine Entscheidung in Ruhe emotional von der Person zu trennen. Nimm dir Zeit und den nötigen Raum dafür. Schluss mit Automatik-Ja.
3. Frage dich: Was gewinnst du, wenn du „Nein“ sagst?
Nun geht es weiter in deinem inneren Abwägungsprozess. Welche persönlichen Vorteile hast du, wenn du „Nein“ sagst? Welche Pluspunkte fallen dir spontan ein? Was fällt dir ein, wenn du dich fragst: „…und was noch?“ obwohl du meinst schon fertig zu sein? Schreibe es auf, wenn es dir hilft, dein Denken zu ordnen. Es ist egal, ob auf der Rückseite von einem Kassenbon oder im Handy. Hauptsache du sammelst für dich die Punkte. Das sind übrigens Punkte, die du ganz nebenbei auf dein Selbstfürsorge-Konto einzahlst. Dein ehrliches „Nein“ ist Aufrichtigkeit dir selbst gegenüber.
4. Erkenne was du verlierst, wenn du spontan „Ja“ sagst!
Gleichzeitig wirst du fast automatische darüber nachdenken, welche Vorteile und angenehmen Folgen ein „Ja“ für dich hätte. Schaue dir als Gegengewicht an, was du verlierst, also von deinem Selbstfürsorge-Konto abhebst, wenn du „Ja“ sagst. Auch diese Punkte kannst du gerne aufschreiben. Was für einschränkende und zeitliche oder emotionale Folgen hätte deine Zusage für dich? Was sind deine „Kosten“ eines Automatik-Ja?
5. Sei möglichst klar bei deinem Nein und vermeide schwammige Antworten!
Wenn du zum Ergebnis kommst, dass du einer Bitte bzw. Aufforderung nicht nachkommen möchtest, kommuniziere das klar und freundlich. Es ist entscheidend, dass du dabei nicht herumeierst, sondern unmissverständlich bist. Das erfordert Mut. Auch hier gilt: Unterscheide zwischen der Sache an sich und dem Menschen. Natürlich gibt es keine Garantie, dass die andere Person da glücklich mitgeht. Gerade deshalb ist es wichtig, nun bei dir zu bleiben und keine faulen Kompromisse einzugehen. Wenn du wage antwortest, schiebst du nur auf, was jetzt ansteht. Dein schlechtes Gewissen bei einem „Nein“ hilft niemanden. Selbstvertrauen heißt, dass du dich auf dich verlassen kannst – auch wenn es kniffelig wird.
Manchmal ist es nicht leicht aus der Automatik-Schleife zu entkommen. Dann kann ein systemisches Coaching sehr gute Dienste leisten. Ich unterstütze dich gerne. Melde dich einfach unverbindlich.