Wie du in unsicheren Zeiten deine Resilienz stärkst und für Frieden im Innneren wie im Zwischenmenschlichen sorgst.
In unserer unmittelbaren Nähe herrscht Krieg. Die geglaubte Sicherheit ist für viele auf den Kopf gestellt und quer durch die Gesellschaft herrscht Verunsicherung bis hin zur realen Angst. Themen wie Macht und Ohnmacht haben sich an die Oberfläche des Bewusstseins gedrängt. Es gibt sie nicht, die absolute Sicherheit. Jetzt geht es darum, mit dieser Ent-Täuschung umzugehen.
Vielleicht fragst du dich aktuell: Wie kann ich zum Frieden beitragen? Wie kann ich mich und meine Lieben schützen – Stichwort Resilienz? Wie kann ich „normal“ leben, ohne in den Realitätsverlust zu rutschen? Gibt es ein Weiter-So?
In diesem Blogartikel nähere ich mich diesen Fragen aus der Perspektive der Positiven Psychologie (PP) an. Die Erforschung der Charakterstärken ist ein zentrales Thema. Dir PP hat früh erkannt, dass die Stärken ein wesentliches Element und ein Hebel für Wohlbefinden sind.
Was sind eigentlich Charakterstärken?
Es sind Muster von Gedanken und Verhaltensweisen, quasi deine neuronalen Autobahnen im Gehirn. Meistens nimmst du deine Stärken gar nicht so deutlich wahr – so selbstverständlich gehören sie zu deinem Naturell. Deine Begeisterung, deine Motivation und Energie, die du aussendest sprechen trotzdem Bände. Deshalb können andere dir vermutlich genau sagen, was deine Stärken sind.
Wie jeder Mensch, hast du deine einzigartige Rangfolge von Charakterstärken. Dieses Wissen führt dazu, dass du sagst: „Ja, das bin ich.“ Aus dieser inneren Akzeptanz folgt innerer Frieden.
Und noch etwas: Wenn du dich in deinen Stärken erkennst, fällt es dir leicht, auch andere mit ihren Stärken zu sehen. Das wiederum bereitet den Weg zu mehr zwischenmenschlichen Frieden und zu Strategien der Konfliktbewältigung.
Steigen wir etwas tiefer ein. Welche Charakterstärken unterstützen dich dabei inneren Frieden zu finden, zwischenmenschlichen Frieden zu leben und im Konfliktfall den Frieden wiederherzustellen? Die folgenden Abschnitte geben dir einen Einblick, welche Charakterstärken eine besondere Hebelwirkung im Alltag entfalten. Überprüfe gerne, wie du diese Stärken auf einem gedachten Regler optimal einstellen und nutzen kannst.
Charakterstärken, die deinen inneren Frieden fördern
Bindungsfähigkeitund Selbstliebe stehen für den inneren Frieden an erster Stelle. Bindungsfähigkeit wirkt sowohl nach außen, als auch nach innen. Gehe anerkennend und wertschätzendmit dir selbst um. Menschen, die sich mit ihren Ecken und Kanten anerkennen, haben in der Regel ein stabiles Fundament für ihr Selbstbild. Lege deinen Fokus auf das Einzigartige in dir, in deinem So-sein als Mensch. Inneren Frieden förderst du mit einer wohlwollenden und achtsamen Haltung dir selbst gegenüber. Narzisstische Selbst-Verliebtheit ist damit nicht gemeint.
Selbstmitgefühl als Charakterstärke ist ein weiterer wichtiger Pfeiler, mit dem du deinen inneren Frieden förderst. Wie sprichst du mit dir bei Missgeschicken oder Fehltritten? Geht bei dir auch beim inneren Monolog die Beschimpfung los? Hier geht es erst mal darum, dass du dir dessen gewahr wirst. Frage dich: Wie fühle ich mich gerade? Und wie rede ich mit mir? Würde ich jemals so mit meiner Freundin reden? Anschließend geht es darum, solche Aussagen wie „bin ich doof“ oder „so dämlich kann nur ich sein“ kritisch zu hinterfragen. Ist das wirklich so? Erkenne das zutiefst menschliche darin, nicht perfekt zu sein. Sei dir selbst ein guter Freund bzw. eine gute Freundin! Nimm dich in den Arm und rede wertschätzend und ermächtigend mit dir. Kehre den kriegerischen Dialog im Inneren um. Fördere deinen inneren Frieden. Einmal mehr aufstehen als hinfallen.
Charakterstärken, die den zwischenmenschlichen Frieden fördern
Eine der wichtigsten Charakterstärken für zwischenmenschlichen Frieden ist die Aufrichtigkeit. Was ist damit gemeint? Aufrichtigkeit meint Authentizität und Ehrlichkeit in Beziehungen. Dabei geht es um gegenseitigen Respekt und darum, Freiraum für die Persönlichkeiten in einer Partnerschaft oder einem Team zu gewähren. Frieden in Beziehungen lebt von der Sicherheit, dass du dich zeigen kannst und sicher fühlst. Es geht immer auch um die Balance zwischen verletzender Ehrlichkeit und erstickenden Erwartungen in einer Partnerschaft. Wie kannst du das Optimum finden? Hier hilft dir der Perspektivenwechsel weiter. Wie würdest du an anderer Stelle empfinden?
Die Charakterstärke Bindungsfähigkeit spielt auch bei zwischenmenschlichem Frieden eine große Rolle. Ich spreche gerne vom Beziehungsfaden, der geknüpft werden will. Mit dieser Stärke bleibst du in Kontakt. Beziehungen sind wie Pflanzen: Sie braucht Nahrung, Licht und Erde. Folgende Impulse für den Alltag fördern den zwischenmenschlichen Frieden: freundschaftliche Rituale, Liebesbriefe aus tiefstem Herzen (auch Freundschaftsbriefe) und gemeinsame Erlebnisse. Diese Impulse sind nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was du für den zwischenmenschlichen Frieden tun kannst.
Charakterstärken für die Konfliktbewältigung
Wenn ein Konflikt bereits hochgekocht ist, dann unterstützt dich die Charakterstärke der Weitsicht dabei, den Frieden zu fördern. Weitsicht ist die Fähigkeit, die eigenen Ansichten und Befindlichkeiten ein Stück weit zurückzustellen. Es geht darum die Konflikt-Situation aus einer Metaebene zu betrachten. Wenn du dir die Zeit nimmst, die Reaktionen der anderen Person (Konfliktpartei) zu antizipieren, wirst du mit mehr Besonnenheit und diplomatischen Geschick vorgehen können. Das bedeutet nicht, die eigene Position zu verlassen, wohl aber nicht unnötig Öl ins Feuer zu gießen. Was unterstützt dich dabei, den Weitblick auch im Konfliktfall aufrecht zu erhalten?
Eine weitere Charakterstärke die der Konfliktbewältigung beiträgt ist die Neugier. Sie fördert die Offenheit für die jeweils andere Position. Es geht darum, andere Weltbilder mit Interesse zu begegnen und aus der Bewertung auszusteigen. Gerade in Konflikt kann ein offener Forschergeist Wunder bewirken. Es gibt die absolute Wahrheit nicht, genauso wenig wie eine einzige richtige Perspektive gibt. Gerade im Konfliktfall kann die Neugier in echter Game Change sein. Impulse für den Alltag wären: in deinem Journal ein fiktives Streitgespräch aufschreiben, mit fremden Menschen sprechen und dem Perspektivenwechsel (zum Beispiel mit Bodenankern) zu üben.
Ich bin Frieden – das Buch
Es war mir ein Herzensanliegen einen Beitrag zur Anthologie „Ich bin Frieden“ (Alwin Verlag) beizusteuern. Zwölf Experten und Expertinnen stellen aus unterschiedlichen Blickwinkeln den Zugang zu innerem und äußerem Frieden vor.
Das Buch kannst als E-Book und demnächst auch in der Papierfassung kaufen. Und das Schöne ist, dass ein Teil des Erlöses an die Stiftung „Elfen helfen“ geht.